Die Kneippkur

Kneippkur
Einige elementare Bestandteile einer Kneippkur, wie beispielsweise Barfußlaufen in seichtem Wasser, können auch jederzeit selbständig durchgeführt werden Foto: Roman Fessler/Pixabay

Erfrischendes Nass mit heilender Wirkung:

Sie ist eine medizinische Maßnahme, die in der Regel über eine Zeitdauer von drei bis vier Wochen an einem anerkannten Kneippkurort durchgeführt wird: die Kneippkur. Diese beinhaltet die Elemente, der nach Sebastian Kneipp benannten Medizin, vertreten durch den Kneippärztebund, und wird zur Vorbeugung oder Behandlung bestehender Erkrankungen eingesetzt. Indikationen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, orthopädische Erkrankungen, Abwehrschwäche, neurologische Krankheitsbilder (z. B. schmerzhafte Polyneuropathie) und vegetative Störungen. Wissenschaftler der Universität Jena haben mittlerweile die Wirksamkeit in Studien eindeutig belegt: so zum Beispiel die kalten Güsse die ein intensiver Reiz für den Körper sind und die Abwehrkräfte steigern. Zur Abhärtung genügt es, sie an einzelnen Körperstellen durchzuführen. Einige elementare Bestandteile einer solchen Kur können auch außerhalb eines Kuraufenthalts selbständig durchgeführt werden, wie z.B. das Barfußlaufen im seichten Wasser (Wassertreten), auf taufrischen Wiesen (Tautreten) oder im Schnee (Schneegehen).

Wassertreten ist hierbei eine der bekanntesten Kneipp-Anwendungen. Regelmäßig durchgeführt wirkt es infektvorbeugend, abhärtend und ausgleichend – es beruhigt am Abend und erfrischt am Tage. Die Durchblutung, besonders der feinen Haargefäße (Kapillaren), wird gefördert und die Venen durch das kalte Wasser gekräftigt. In Zeiten wie diesen, sicherlich eine gute Prophylaxe. Wassertreten durchblutet nicht nur die Beine, sondern regt auch den Stoffwechsel an und kräftigt die Venen. Überdies hilft es bei Kopfweh und Bluthochdruck.

Ein Kneippbecken lässt sich zudem leicht im eigenen Garten etablieren. Beckenwände und Boden müssen mindestens 20 Zentimeter stark sein. Der Boden sollte ein Gefälle von 0,5 bis 1 Prozent haben. Ein- und Austrittstufen sollten ein Steigungsverhältnis 15 x 30 Zentimeter nicht unterschreiten und die Trittflächen aufgeraut werden.

Beim Wassertreten ist folgendes zu beachten: Die Füße sollen so weit gehoben werden, dass sie über der Wasseroberfläche sind. Wenn der Kältereiz einsetzt, geht man aus dem Wasser. Die Füße nicht mit einem Handtuch abtrocknen, sondern das Wasser mit den Händen abstreifen. Nach dem Wassertreten soll man sich bewegen. Beim Kneippen wird von warmen und kalten Güssen gesprochen. Dabei soll das warme Wasser eine Temperatur von 34 bis 38 Grad und das kalte 8 bis 12 Grad aufweisen. Auch kaltes Duschen bringt nennenswerte gesundheitliche Effekte: es ist gut für das Immunsystem. Beides ist zudem auch im Badezimmer durchführbar. Der Körper gewöhnt sich an unterschiedliche Temperaturen und stärkt so die Abwehrkräfte. Außerdem kurbelt ein kalter Schauer die Fettverbrennung an, wobei Fettzellen von Energie zu Wärme umgewandelt werden.

KneippbeckenFoto: Manfred Anatranias/Pixabay
Ein Kneippbecken lässt sich auch leicht im eigenen Garten etablieren, soweit man die richtigen Maße beachtet
Kaltes FlusswasserFoto: concerdesign/Pixabay
Die Durchblutung, besonders der feinen Haargefäße, wird gefördert und die Venen durch das kalte Wasser gekräftigt

Und wie kneippt man richtig? Die Badewanne sollte bis knapp unter die Kniekehlen mit kaltem Leitungswasser gefüllt werden. Anschließend stellt man sich ins Wasser und schreitet auf der Stelle. Bei jedem Schritt wird – wie im Storchengang – ein Bein komplett aus dem Wasser gezogen und dabei die Fußspitze nach unten gebeugt – solange bis der Kältereiz zu stark wird. Genauso wird es auch mit den Armen gemacht: Zuerst den rechten, dann den linken Arm bis zur Mitte des Oberarmes in das kalte Wasser eintauchen und 10 bis 30 Sekunden oder bis der Kälteschmerz eintritt im Wasser lassen. Danach das Wasser abstreifen und wieder anziehen.

Kneippen regt auch die Atmung und das Herz an und kann nach ärztlichem Rat bei Asthma und organischen Herzproblemen eingesetzt werden. Die Reize für den Körper sind so stark, dass sie innere Organe erreichen. Kneippen unterstützt Stoffwechsel und Entgiftung, so macht die Therapie zum Abnehmen oder als Frühjahrs-/Sommerkur Sinn.

Tipp – so macht man eine perfekte Wechseldusche: zwei bis drei Minuten mit warmem Wasser duschen. Anschließend deutlich niedrige Wassertemperaturen einstellen. Dann den rechten Arm von den Fingerspitzen entlang der Armaußenseite, bis hin zu den Schultern an der Innenseite des Armes bis zum Daumen kalt abduschen. Anschließend am rechten Bein mit dem kleinen Zeh beginnen und über den Oberschenkel bis zum großen Zeh kalt abbrausen. Die linke Körperseite ebenso behandeln. Rücken, Bauch und Brust ebenfalls kalt abduschen. Vor allem an heißen Sommertagen – erfrischend!

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