Exquisites zum Fest

Für viele ist die Weihnachtszeit nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern bietet auch Gelegenheit, ein wahres Festmahl auf den dekorativ gedeckten Tisch zu bringen Foto: kaboompics/pixabay

Traditionelle und neue Gerichte für Weihnachten:

Raclette, Würstchen mit Kartoffelsalat oder Gänsebraten: weihnachtliche Genüsse haben Tradition. Doch warum halten wir uns so gerne daran? Für viele ist die Weihnachtszeit nicht nur eine Zeit der Besinnung, sondern bietet auch Gelegenheit, ein wahres Festmahl auf den Tisch zu bringen. Viele Menschen – nicht nur in Deutschland – planen für den Heiligabend ein besonderes Gericht. Die Entscheidung, was auf den Festtagstisch kommt, wird oft von der Tradition beeinflusst. Vor allem am ersten Weihnachtstag kommt bei vielen der Klassiker, die altbekannte Weihnachtsgans, auf den Tisch. Ein Rezept für den festlichen Braten findet sich bereits im sogenannten Würzburger Kochbuch, das um das Jahr 1350 erschien. Seitdem ist seine Beliebtheit ungebrochen.

Obwohl unsere Essgewohnheiten insgesamt immer diverser werden, halten sich viele gerade an den Weihnachtstagen an lieb gewonnene Gewohnheiten. Doch warum ist das so? Dieses Phänomen ist vor allem darauf zurückführen, dass Weihnachten für viele eine Zeit der Besinnlichkeit ist, in der sie sich der Gemeinschaft zugehörig fühlen wollen. Um das Besondere der Feiertage zu unterstreichen und die Gemeinschaft zu zelebrieren, werden vor allem Gerichte zubereitet und serviert, die im Alltag nur selten gegessen werden – eben „außeralltägliche Mahlzeiten“ mit Tradition. Oft werden diese nach alten Rezepten gekocht, die über Generationen in der Familie überliefert wurden, was das Gefühl der Zugehörigkeit noch stärkt. So kommen auch regionale Unterschiede zustande, die sich von Generation zu Generation verfestigen, beispielsweise bei den Bockwürstchen mit Kartoffelsalat: Im Osten Deutschlands wird das Gericht an Heiligabend in jedem zweiten Haushalt zubereitet, im Westen in jedem fünften.

Das Festhalten an Bräuchen ist auch an der kaum abnehmenden Beliebtheit von Fleischgerichten zur Weihnachtszeit zu erkennen. Für die meisten gehört ein Hauptgang mit Fleisch einfach mit dazu, denn seit jeher verkörpert es, wie kaum ein anderes Lebensmittel, die Idee des „sich etwas Gönnens“. Das wird vor allem durch die Beliebtheit von Gänse- und Rinderbraten an den Weihnachtsfeiertagen klar. Doch lassen sich auch andere exquisite Fleischgerichte, wie beispielsweise Entenbrust mit Äpfeln und Cidre oder Schweinefilet in cremiger Currysauce kreieren, die die Festtage adeln. Oder wie wäre es, den Kartoffelsalat einmal nach Art der Normandie – mit Camembert und Apfelwein – zuzubereiten (vgl. Rezepte). Das erweitert die Tradition, bringt kulinarische Abwechslung auf die Festtafel und wird die Gäste ganz sicher überraschen.

Apropos Kartoffelsalat: das dieser gerade am 24. Dezember aufgetischt wird, hat wohl in erster Linie praktische Gründe: Am Weihnachtstag ist schlicht mehr Zeit für die Vorbereitung eines opulenten Festmahls als an Heiligabend. Gerade was Fleischgerichte anbelangt, ist auch Wild erste Wahl – es bietet exquisiten Fleischgenuss mit feinem Aroma. Entsprechend der Saison werden Wildgerichte gerne mit Pilzen, Preiselbeersoße und Apfel- oder Birnenkompott serviert. Ebenso beliebt sind hausgemachte Knödel. Sie gehen als Beilage zu allen Fleischgerichten. Besonders gut zu Wild passen auch Waldpilze und hausgemachte Spätzle.

Wichtig ist natürlich die richtige Sauce. Und da Wild meistens mager ist, sollte hier ein bisschen nachgeholfen werden. Da die Tiere ausschließlich in der freien Wildbahn leben und sich nur natürlich ernähren, muss man weder Massentierhaltung, noch Medikamenteneinsatz oder Hormonmissbrauch fürchten – mehr Bio geht nicht. Daher kann man Wildfleisch mit gutem, ökologischem Gewissen essen – wenn man mag. Wie wäre es zum Beispiel mit einer herzhaften Hirschkeule, einem Hasenrücken oder Rehbraten in Rotweinsauce. Eine weitere wohlschmeckende Variante ist Wildgulasch. Für den Erfolg dieses Gerichts lässt sich entweder Reh- oder Hirschfleisch verwenden. Denn beide Fleischsorten schmecken kräftig nach Wild, wobei der Hirsch meist noch etwas mehr Goût und das Reh bekanntermaßen noch zarteres Fleisch hat. Auch ein schönes Stück Wildschwein aus der Keule ist hierfür bestens geeignet. Ein Versuch lohnt sich und kann eine Offenbarung sein.

Ein körperreicher Rotwein sollte natürlich nicht fehlen.In vielen Regionen ist auch der Weihnachtskarpfen ein altbekannter Brauch. Er entstand, um die christliche Fastenzeit bis Heiligabend einzuhalten. Um aber dennoch den Heiligabend gebührend zu feiern, sollte ein besonderes, fleischloses Gericht auf den Tisch kommen. Vor allem im Süden Deutschlands gehört der Karpfen zu Weihnachten traditionell dazu. Für die klassische Zubereitung wird der Fisch in Stücke geschnitten, paniert und in Fett oder Butterschmalz gebraten. Dazu gibt es Kartoffel- und Gurkensalat und als Begleiter passt ein trockener Weißwein.

Ob alte oder neue Tradition – viele möchten sich auch in Zeiten von Krisen ihr Weihnachtsessen nicht nehmen lassen – wohl auch, weil es ein Gefühl von Rückversicherung und Stabilität bietet, aber auch ein schöner Brauch ist. Und das ist gut so. Ein opulentes Festmahl demonstriert in dieser Zeit auch Wohlstand. Gerade das Jahresende bietet sich dafür an: Man gönnt sich etwas und lässt es in diesem Sinne nochmal „krachen“. Das gilt nicht erst für Silvester, sondern bereits für die Festtage davor. Die Weihnachtszeit ist eine Art Ausnahme von der Regel und vermutlich auch deswegen so beliebt. Die Sicherheit, die uns dabei ein alljährliches Weihnachtsgericht gibt, setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Lassen Sie es sich gut gehen. Frohes Fest. OH

Foto: SD-Pictures/pixabay
Für die meisten gehört zum Fest ein Hauptgang mit Fleisch einfach dazu, denn seit jeher verkörpert es, wie kaum ein anderes Lebensmittel, die Idee des „sich etwas Gönnens“

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