Stilvoll wohnen

Industrieller Minimalismus
Der industrielle Minimalismus zeigt sich dieses Jahr offensichtlicher als je zuvor und reflektiert den Hightech-Stil der 70er und 80er Jahre Foto: Pexels/pixabay

Designs und Trends zum Einrichten:

Sie sind Ausdruck des Zeitgeists und bringen im Design, der Mode und generell in unserer Kultur auf den Punkt, was einer Gesellschaft besonders wichtig ist: Trends! In gewisser Weise sind sie Kommentare zu dem, was um die Menschen herum geschieht und zeigen wie feine Barometer an, welche Themen eine Rolle spielen. Ob man seine Aufmerksamkeit deshalb in diesem Jahr nur noch darauf beschränken sollte? Keineswegs, denn manche Tendenzen brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Doch es gibt einen Grund, warum beispielsweise Vintage-Designs immer beliebter werden und das traditionelle Handwerk einen so hohen Stellenwert hat, wie noch nie zuvor. Manche Designs machen wiederum einfach nur Spaß und entlocken ein Schmunzeln, weil sie neue Herangehensweisen zeigen, die es bis dato noch nicht gab. Allen voran sind Trends jedoch auch das, was man aus ihnen macht. Einer von ihnen: „Café-Core“ oder – Schokoladenbraun wird Statementfarbe.

Seit die Kaffeekultur Einzug in unser Zuhause hielt und sowohl der einfache Filterkaffee, als auch der Cappuccino aus der heiß geliebten Siebträgermaschine oder der stylischen Espressomaschine gefeiert wird, umgeben sich viele von uns mit Farben, die von sanftem Beige und Creme bis Dunkelbraun und Schwarz reichen. Kaffee, das lässt sich fast überall feststellen, ist mittlerweile mehr als nur das koffeinhaltige Getränk, das wir auch insbesondere genießen, wenn uns besonders träge Tage erwarten. Es existiert nun vielmehr ein großer Kosmos mit allerlei kleinteiligem Zubehör. Kaffee ist Teil unseres Alltags und auch in unseren vier Wänden räumen viele von uns diesem Universum Platz ein. So bildete sich der sogenannte „Café-Core“, der Nuancen im Farbspektrum Braun zur lässigen Statementfarbe macht – sowohl an den Wänden als auch in Sachen Möbel.

Generell lässt sich folgendes festmachen: Was Trends anbelangt, so funktioniert das Spiel im Grunde so: Auf Trend folgt Gegentrend. Auf Eleganz folgt Coolness, auf skandinavischen Minimalismus Bauhaus … und so weiter.

„Memphis“ ist ein weiterer Trend: Verspielte Designs machen hierbei Lust auf eine bunte Interior-Revolution. Damals bildete sich die Gruppe Memphis, gegründet 1980 in Mailand von Möbel-, Textil- und Keramikdesignern rund um Ettore Sottsass, und machte die Designwelt ein paar Jahre lang schriller, verspielter, grotesker und fröhlicher – die Antwort auf die vorherrschende Doktrin „form follows function“. Auch Architekt Anthony Authie erschuf sich ein Loft, das das Gegenteil von „less is more“ zelebriert. Bunte Farben treffen dabei auf Elemente wie Edelstahl. Verspielte Details runden das Interior inklusive Feuervorhänge ab. Außerdem ist 2024 auch das „Jahr des Holzdrachen“, in dem Smaragdgrün, Kanarienvogelgelb und Rot zu den Favoriten zählen. Die Botschaft dahinter ist: Mut zur Selbstironie und einfach Spaß haben!

Sofas, Tische, Bänke, Sessel, Kissen – sie alle nehmen sich immer wieder runde Formen zum Vorbild. Anfangs dachte wohl so manch einer, dass der „Nackenrollen“-Trend, wie er manchmal spöttisch bezeichnet wurde, wohl nicht von Dauer wäre – doch das stellt sich nun als Unwahrheit heraus. Vor drei Jahren lancierte OWL seine „La Pepino“-Kollektion, die zylindrische Kissen beinhaltete, die perfekt in die runden Kerben des Sessels passten.

Bis heute löst der Trend Sehnsucht aus, einfach weil er komfortabel und chic zugleich wirkt. Laut Feng-Shui fließt die Lebensenergie an runden Möbeln und Objekten harmonischer entlang, als an Ecken und Kanten. Und selbst Colin King plädiert mit seiner „Cultiver“-Kollektion für Nackenrollen im Wohn- und Schlafzimmer.

Auch spannend: der Trend zur Rückkehr des industriellen Minimalismus. Er zeigt sich dieses Jahr offensichtlicher als je zuvor: der Hightech-Stil der 70er und 80er Jahre, wenn man so will auch die industrielle Revolution der Inneneinrichtung. Sie kommt zurück und feiert Materialien von Metall über Kupfer bis zu Chrom. Die Idee war schon damals, industrielle Werkstoffe, oder vielmehr die daraus gefertigten Gebrauchsgegenstände und Produkte, ästhetisch in Szene zu setzen. So kommen Leuchten, die an U-Bahnlichter erinnern, USM-Haller Regalsysteme und Edelstahlküchen zurück.

Foto: LEEROY Agency/pixabay
Der gegenwärtige Lebensstil manifestiert sich unter anderem in der Wichtigkeit von Einzelprodukten mit tadelloser handwerklicher Verarbeitung, hochwertige Materialien und überzeugendem, langlebigem Design

Und last not least, soll der Trend zur Handwerkskunst nicht unerwähnt bleiben. Warum sie so wichtig ist beschreibt Trendforscherin Lii Edelkoort: Dieses Jahr stehe das Jahr der „Great Disruption“ als auch der „Great Isolation“ an. Das bedeutet, dass die Gesellschaft gerade dabei ist, sich grundlegend zu verändern – was alle Aspekte des Lebens betrifft, so auch das Design und die gesamte Kultur. Die Menschen besinnen sich auf ihr eigenes Leben, ihren Stil und ihre Umgebung, in der sie leben. Das manifestiert sich auch in der Wichtigkeit von Einzelprodukten. Gerade weil wir eine starke emotionale Bindung zu Produkten aufbauen, sind tadellose handwerkliche Verarbeitung, hochwertige Materialien und überzeugendes, langlebiges Design bei der Einrichtung unerlässlich. Viele Menschen streben daher nach Produkten, die mit ihrer Geschichte das eigene Leben bereichern. Auch deshalb gewinnen Buzzwords, wie Upcycling und Vintage, an Bedeutung.
Seien Sie kreativ – leben Sie Ihren eigenen Trend. OH

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